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Beitrag vom 01.06.2005
Erschieß´ Deinen Mann, wenn du willst, daß er bleibt.
Ruth Niehaus
Die thailändische Regisseurin Pimpaka Towira erzählt in "One night husband" von enttäuschter Liebe, Frauenrivalität und davon, wie sich beide Probleme auf einen Schlag lösen lassen.
Dieser Film ist nichts für Leute mit Blasenschwäche: Die Tonspur wird dominiert von allgegenwärtigem Gurgeln und Plätschern. Wenn im Hintergrund nicht gerade sintflutartiger Regen vom Himmel fällt, oder irgend jemand duscht, drängt sich bestimmt ein unnatürlich lauter Springbrunnen ins Bild.
Benommen wandelt Sipang durch die Szenerie, einem unerklärlichen Rätsel auf der Spur: Frisch verheiratet, wacht sie nach der ersten Liebesnacht auf, sieht ihren Mann zunächst im Bad und wenige Momente später, nach einem mysteriösen Anruf, auf Nimmerwiedersehen verschwinden.
Eine Socke und eine Schachtel Zigaretten bleiben ihr, Anhaltspunkte hat sie keine.
Und so sehr es um sie herum tropft, rieselt und strömt, so stockend und erfolglos verläuft zunächst ihre Fahndung.
Die Polizei kann ihr erwartungsgemäß nicht weiterhelfen, daher heftet sie sich, stets ungebeten, an den unsympathischen Bruder des Verschollenen und dessen Frau, die sich ohne das leiseste Anzeichen von Rebellion herumkommandieren und prügeln läßt. "Hol ein Handtuch, Busaba." Und Busaba holt gesenkten Hauptes ein Handtuch.
Die ostentativ feindliche Haltung des seltsamen Pärchens erregt Sipangs Argwohn.
Und nach und nach offenbart sich ihr, wen sie da geheiratet hat: einen notorischen Spieler mit Hang zum systematischen Seitensprung und krummen Geschäften - das große Los.
Holzschnittartig ist die Zeichnung der Männer. Der Film läßt keinen Zweifel aufkommen: der eine ist ein fieser, depressiver Sklavenhalter, der andere ein kaltschnäuziger Hansdampf in allen Gassen.
Skylla und Charybdis - beneidenswert ist keine der beiden Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten.
Busaba, verhuscht und gedemütigt, trifft auf Sipang, die aus einer anderen Welt zu kommen scheint: erfolgreich, wirtschaftlich unabhängig und selbstbewußte Weiblichkeit ausstrahlend. Zwischen den beiden Frauen gibt es eigentlich keine Gemeinsamkeit, doch der Schein trügt. Denn je mehr Sipang, in dem Bestreben der Schwägerin zu helfen, dieser freundschaftlich zur Seite steht, desto notwendiger wird es für Busaba, ihr Geheimnis preiszugeben...
AVIVA-Tipp: Obwohl die Inszenierung dieser Wahrheitssuche keine Spannung im Sinne eines Krimis erzeugt, folgt man mit Interesse der Kamera, die in ungewöhnlich vorsichtiger, fast tastender Weise Bilder aus der Welt der Frauen einfängt. "One night husband" ermöglicht so einen nachdenklich stimmenden Blick über unseren Tellerrand.
Die Regisseurin: Pimpaka Towira, geb. 1967 in Lampang (Thailand), ist die erste thailändische Experimentalfilmemacherin, die von einem großen Filmstudio (GMM) unterstützt wird. Die 34jährige Regisseurin zu ihrem ersten abendfüllenden Werk: "One Night Husband ist weder ein Mainstream-, noch ein Kunstfilm. Es ist eine menschliche Geschichte, aus weiblicher Perspektive erzählt."
One Night Husband (Kuen Rai Ngao)
Regie: Pimpaka Towira
Buch: Pimpaka Towira
Kamera: Christoph Janetzko
Schnitt: Lee Chatametikool
DarstellerInnen: Nicole Theriault, Siriyakorn
Pukkavesa, Pongpat Vachirabanjong
Länge: 118 Minuten
Sprache: Thailändisch (OmU)
Starttermin: 02.06.2005 im KINO EISZEIT, Zeughofstr. 20, 10997 Berlin
(TEL: 6116016)